Löhne. „Wie die Heinzelmännchen“ – so heißt die neue Ausstellung im Löhner Heimatmuseum. Heinzelmännchen waren der Sage nach Hausgeister: Sie verrichteten nachts, wenn die Bürger schliefen, deren Arbeit. Doch gezeigt werden im Museum keine Hausgeister, es soll eigentlich um das Handwerk in der Geschichte gehen. Bei einem Heimatmuseum erwartet der Besucher dazu mehr Informationen und Geschichten von lokalen Handwerken. Die gibt es eher weniger, dafür Comics unter anderem von Asterix und Obelix. Egon Schewe, stellvertretender Bürgermeister von Löhne, rettet bei der Ausstellungseröffnung das Thema.

Rund zehn Besucher sind dazu gekommen. Sonja Voss, Museumsleiterin fragt gleich am Anfang Egon Schewe: „Hat Dich diese Kombination aus altem Handwerk und Cartoons in der Ausstellung irritiert?“ Schewe antwortet diplomatisch: “Irritiert vielleicht nicht, aber es hat den Blick geöffnet. Ich hatte eher etwas von Heinzelmännchen im Kopf. Da verbindet doch die Kindheit einiges mit.“
Der Ausstellungsbesucher denkt an den Forscher Alexander von Humboldt und seinen Spruch „Alles hängt mit allen zusammen“. Mit „gutem Willen“ lässt sich wohl irgendeinen Zusammenhang zwischen Asterix und Obelix und dem lokalen Handwerk „schmieden“.
„Gibt es ein Handwerk, über das Du gestolpert bist?“, fragt Sonja Voss bei der Eröffnung Egon Schewe weiter. Er erzählt: „Als ich noch ein Kind war, gab es in Obernbeck den Schmied Walter Klass. Das war ein beeindruckender Mensch. Ich habe nie wieder in meinem Leben einen Menschen gesehen, der sich die Pfeife mit Kohle aus dem Schmiedefeuer in blanker Hand anzündete.“ Unter dem Staunen der Zuschauer berichtet Egon Schewe weiter: „Der legte die Kohle auf die gestopfte Pfeiffe, zog ein paar Mal und es brannte.“ Dann wird er persönlich: „Mein Vater war immer der Meinung, ich sollte Tischler werden, weil sein Bruder auch Tischler geworden sei.“ Doch als kleines Kind wollte Schewe eher Lokomotivführer werden.
„Das Handwerk hatte hier in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts einen goldenen Boden“, berichtet Schewe. „Ein enormer Anteil der ansässigen Bevölkerung war damals in Zigarrenbetrieben beschäftigt.“ Drei Tanten, mehrere Onkel und teilweise auch sein Vater seien in der Branche tätig gewesen. Aber auch die Eisenbahn habe für Löhne große Bedeutung gehabt. „Anfänglich haben die Leute aber ohne Berufsausbildung vielfach gearbeitet. Da gab es zum Beispiel den Fleischer, der hat das damals ohne Ausbildung gemacht. Dafür hatte er eine hohe Kenntnis.“ Sonja Voss ergänzt: „Ganz typisch ist damals für unsere Gegend gewesen, dass die Maurer im Winterhalbjahr geschlachtet haben.“ Diesen konnte aufgrund der Witterung ihrem Beruf als Maurer nicht nachgehen. „Da sind sie dann als Hausschlachter unterwegs gewesen.“
Während beim Eröffnungsgespräch zwischen Egon Schewe und Sonja Voss interessante lokale Geschehnisse rund um das Handwerk die Zuschauer fesselten, fehlt eine sichtbare Lokalität leider in der Ausstellung im neu eingerichteten Sonderausstellungsraum im Erdgeschoss des Museums. Auf Schautafeln wird beispielweise „global“ über das Mittelalter und die frühe Neuzeit berichtet, die Mühlen und die Geschichte der ersten Versorgung mit Strom in Löhne (ab 1910). Doch aufgrund der spannenden Informationen von Egon Schewe bei der Eröffnung wünscht sich der Besucher eigentlich mehr Lokalität zum Handwerk dazu in der Ausstellung. Sonja Voss verweist auf zusätzliche Quellen in Papier- und digitaler Form, die zur Verfügung stehen.
So denkt der Museumsbesucher dann wieder an den Comic von Asterix und Obelix. In den Geschichten von Asterix und Obelix trinken die meisten Gallier den Zaubertrank, der von Miraculix, dem Druiden, gebraut wird. Der Zaubertrank verleiht übermenschliche Kräfte und hilft den Galliern, gegen die Römer zu bestehen. Man wünscht sich den Zaubertrank nach Löhne, der dann Egon Schewe die Möglichkeit gibt, als „Dauerleihgabe“ im Museum bei der Ausstellung für Spannung und lokale Informationen zu sorgen.
Doch zurück zur Wirklichkeit: Für Museumsbesucher wird sonntags ein besonderes Programm angeboten: „Da kann man dann zum Beispiel Körbe flechten, Schmieden ausprobieren, Färben und Flachs veredeln“ kündigt Voss an. „In der Ausstellung sind Stücke dabei, die das erste Mal bei uns zu sehen sind“, berichtet sie weiter. Auch aus dem bisherigen Bestand seien Stücke dabei. Die Ausstellung geht bis Ende August, der Eintritt ist frei.