Ein Fall von Zwangsprostitution im Kreis Herford ist Auslöser eines bundesweiten Mammut-Verfahrens, das demnächst vor dem Landgericht Bielefeld verhandelt wird. Einem „Netzwerk der Bordelle“, so die Staatsanwaltschaft, mit elf Angeklagten soll der Prozess gemacht werden.
Hintergrund ist ein Löhner Etablissement nahe der A30, wo die einschlägigen Aktivitäten stattfanden.
Als ihre Tochter volljährig wird und sie sich von ihrem Partner trennt, kommt 2018 eine damals nach eigenen Angaben 43-jährige Thailänderin aus ihrer Heimat nach Deutschland. Sie weiß, dass sie hier Geld mit dem Verkauf ihres Körpers verdienen wird, will aber ihre Tochter finanziell unterstützen.
Über eine Agentur in ihrem Heimatland erhält sie ein Touristenvisum, was eigentlich nur 90 Tage gilt und keine Erwerbstätigkeit zulässt. Das Geschäftsmodell, mit dem schon ihre Kontaktpersonen als Prostituierte nach Deutschland gekommen sind, ignoriert diese Einschränkungen allerdings geflissentlich.
Opfer soll 36.000 Euro Schleusergeld abarbeiten
Ihren Pass muss sie abgeben und ihr wird gesagt, dass sie statt der vereinbarten 18.000 Euro Schleusergeld das Doppelte mit der Arbeit im Bordell abarbeiten muss – zunächst in Dortmund, dann in Löhne in einem Etablissement nahe der A30. Zu ihrem Schuldendienst kommen täglich 10 Euro für Lebensmittel und Hygieneprodukte hinzu. Anweisungen erteilt ihr eine Frau, die Staatsanwalt Leenert Klattenberg „Puffmutter“ nennt.

Am Dienstag sitzt die 59-Jährige vor dem Schöffengericht Bielefeld auf der Anklagebank.