Sonntag, Oktober 19, 2025
StartLöhne>Entführung< inszeniert? Zweifel an Aussagen des Ex-CDU-Bürgermeisterkandidaten

>Entführung< inszeniert? Zweifel an Aussagen des Ex-CDU-Bürgermeisterkandidaten

Im Juni 2025 sorgte der Löhner CDU-Ratsherr Borzoo Afshar mit der Behauptung für Schlagzeilen, zwei Männer hätten versucht, eines seiner Kinder zu entführen. Zweieinhalb Monate später deuten Ermittlungen des Staatsschutzes darauf hin, dass sich die angebliche Tat nicht ereignet haben kann.

Hintergrund und erste Anschuldigungen

Borzoo Afshar, Deutsch-Iraner und ursprünglich Bürgermeisterkandidat der CDU für die Kommunalwahlen am 14. September 2025, berichtete am 27. Juni, dass er mit seinen zwei und fünf Jahre alten Söhnen auf einem Spielplatz in der Brehmstraße in Löhne war, etwa 200 Meter von seinem Wohnhaus entfernt. Nach seinen Angaben soll es dort zwischen 17 und 18 Uhr zu einem Entführungsversuch gekommen sein. Zwei Männer, die Afshar als osteuropäisch beschrieb, hätten versucht, einen seiner Söhne zu entführen. Einer der Täter habe möglicherweise ein Messer bei sich gehabt. Afshar gab an, durch sein Eingreifen die Tat verhindert zu haben, woraufhin die Täter mit einem silbernen BMW geflohen seien.

Rücktritt und polizeiliche Ermittlungen

Drei Tage nach dem Vorfall erklärte Afshar seinen Rücktritt von der Bürgermeisterkandidatur und nannte als Grund Anfeindungen sowie den Angriff auf seine Familie. Am 2. Juli suchte er die Polizei in Herford auf, um eine Aussage zu machen. Aufgrund seiner Position als Kommunalpolitiker übernahm der Staatsschutz des Polizeipräsidiums Bielefeld die Ermittlungen und leitete ein Verfahren wegen des Verdachts auf versuchten erpresserischen Menschenraub ein.

Am 4. Juli ging die Polizei an die Öffentlichkeit, um mögliche Zeugen zu finden, und veröffentlichte Afshars Schilderung des Vorfalls. Mitte Juli meldete sich Afshar erneut bei der Polizei und gab an, den silbernen BMW auf der Autobahn 2 gesehen zu haben.

Widersprüche und fehlende Beweise

In den folgenden Wochen konnte die Kriminalpolizei offenbar keine Beweise finden, die Afshars Aussagen stützen. Stattdessen sprechen Indizien wie eine Funkzellenauswertung gegen seine Darstellung. Zudem identifizierten Polizisten eine Videoüberwachungskamera eines Hausbesitzers, die den Bereich erfasst, über den die Täter geflohen sein sollen. Eine mit den Ermittlungen vertraute Person erklärte: „In der gesamten tatkritischen Zeit ist auf den Aufzeichnungen überhaupt nichts Entsprechendes zu sehen.“

Offene Fragen

Für die Ermittler ist fraglich, ob der von Afshar geschilderte Vorfall tatsächlich stattgefunden hat. Die fehlenden Beweise und die widersprüchlichen Indizien lassen Zweifel an der Glaubwürdigkeit seiner Aussagen aufkommen. Der Fall bleibt in Bearbeitung, während die Ermittlungen des Staatsschutzes weiterlaufen.

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